Denn Tiere sind keine Maschinen

Ich habe das „Muuh“ bereits gefunden – Jeff besuchte Mattis, und erzählt hier ihre gemeinsame Geschichte:

von Admin, am 28.07.2014.

jeff und mattis

Ich habe das verzweifelte, zerstörte „Muuh“ gehört. Als ich vor knapp 3 Jahren eine entlaufene, hochschwangere Kuh freigekauft habe, war ich kurzzeitig auf einem kleinen Milchbetrieb – der typische freundliche Bio-Bauer von nebenan. Dort habe ich sie gesehen: Die weg gesperrten Kälber in ihren Plastik-Iglos, die sich gegen die Türen ihrer Gefängnisse warfen um erfolglos zu ihren Müttern zu gelangen. Ich habe ihr „Muuh“ gehört, als sie angsterfüllt und terrorisiert nach ihren Müttern schrien. Und ich habe das „Muuh“ der Mütter gehört, die im Stall verzweifelt nach ihren Kindern riefen.

Ich habe das erschöpfte, wunderschöne „Muuh“ gehört, als Dina, die freigekaufte Kuh, kurz vor der Geburt weglief um ihr ungeborenes Kalb zu retten, weil sie wusste, dass man es ihr nach der Geburt weg nehmen würde und sie ihren Sohn Mattis – mein Patenkind – zur Welt brachte. Ich habe das glückliche „Muuh“ von Mattis gehört, ein freies Kalb, das froh über die Wiesen sprang – im Gegensatz zu Ihren Kälbern, liebe Müllermilch.

Ich habe das bewegende, emotionale „Muuh“ gehört, als Gisela, eine alte, kranke und seelisch gebrochene Kuh auf Hof Butenland, die nicht mehr aufstehen wollte, weil sie in 17 Jahren 15 Kälber in der Milchindustrie zur Welt bringen musste und keines davon behalten durfte, doch plötzlich nach Tagen wieder aufstand, als Mattis zur Welt kam. Ich habe das tränenrührende „Muuh“ gehört, als sie – trotz 15 Kinder – zum ersten Mal Mutter sein durfte und sich trotz ihrer Schmerzen und ihrer Pein und ihrem ausgemergelten Körper vorbildlich um Mattis kümmerte.

Ich habe das traurige „Muuh“ gehört, als Gisela dann doch irgendwann starb, ihrer Kräfte endgültig beraubt und Mattis und Dina jeden Tag auf ihrem Platz lagen und trauerten.

Ich habe das „Muuh“ gefunden, liebe Müllermilch. Durch dieses „Muuh“ bin ich vegan geworden. Dieses „Muuh“ ist mir kein Geld der Welt wert, denn dieses „Muuh“ hat mir mehr gegeben, als jedes Geld mir geben könnte: Integrität, Menschlichkeit und Mitgefühl.

Jeff Mannes

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Kategorie: Aufklärung,Kuhaltersheim,Rinder

18 Antworten zu “Ich habe das „Muuh“ bereits gefunden – Jeff besuchte Mattis, und erzählt hier ihre gemeinsame Geschichte:”

  1. Ulla39 sagt:

    Ergreifend, einfach ergreifend.

  2. Jenny sagt:

    Ich könnte jedes Mal den Fernseher aus dem Fenster werfen wenn ich diese sch… Müllermilch-Werbung sehe und höre! Weiß Müllermilch eigentlich selbst nicht, was das Muhen verwaisten Kinder und der kinderlosen Mütter, die sie für ihren Profit verstümmeln, wegsperren und vergewaltigen, wirklich bedeutet? Oder ist es ihnen nur sch…egal, solange es Konsumzombies gibt, die sich davon einlullen lassen und weiterhin diesen Dreck kaufen?

    Diese dämliche Müllermilch-Werbung wäre ja eigentlich eine Steilvorlage für Anti-Tiermilch-Kampagnen. Warum hat noch keine Organisation damit angefangen?
    Jeff Mannes hat schon etwas draus gemacht, ein tolles Statement! Und ein guter Anfang. Ich hoffe auf große Kampagnen gegen (Müller-)Milch.

  3. naficeh sagt:

    wie schön, dass es menschen wie dich gibt jeff!

    ein trost in dieser trostlosen welt der selbstbedienung an den tieren. je mehr ich weiß über die tiefen gefühle und bindungen der kühe zu ihren kindern und ihrer familie, desto unerträglicher ist der schmerz über die tägliche grausamkeit zu ihnen.
    ständig wird man konfrontiert mit menschen, die meinen, das recht zu haben, über tiere zu verfügen und sie auszubeuten.
    als mir gestern eine mutter stolz erzählte, ihre tochter wachse so kräftig, weil sie jeden tag viel viel milch trinke, wurde ich nur traurig. die schilderung über das große leid der kühe und ihrer kinder ließ sie kalt. ich hoffte, sie als mutter würde verstehen, dass jede mutter ihr kind liebt. nein, die kühe wären dafür da…ich wäre wirklich doch etwas zu überspannt und würde die kühe vermenschlichen.

  4. wolfgang sagt:

    So schön geschrieben lieber Jeff Mannes, so unglaublich bewegend.

    Und so Großartig Dina und Mattis so ein schönes Leben zu ermöglichen!

    Freiheit für alle Kälber, Kühe, Ochsen, Stiere
    und für alle geknechteten Tiere!

    Muh, Muh, Muh!

  5. Bernhard Wolf sagt:

    Jenny,
    es ist ihnen scheißegal.

    Solange viele Konsumenten nicht einmal wissen, dass Kühe jedes Jahr ein Kalb bekommen müssen, damit sie überhaupt Milch geben, wissen sie auch nichts über den Trennungsschmerz, den das nach sich zieht. Vielen glauben ja heute noch, dass die Milchkuh eine besondere Züchtung ist, die von sich aus Milch gibt oder allenfalls ein einziges Mal ein Kalb bekommen muss.

    Viele glauben ja auch tatsächlich, dass Kühe so idyllisch leben, wie es in der Werbung aussieht, in Berlin soll es Kinder geben, die glauben, Kühe seien lila…

    Solange also die Verbraucher so strunzdumm gehalten werden, haben sie gar keine Chance, die Müllermilch als Zynismus zu begreifen. Müller ist das nur Recht, je bekloppter der Kunde, desto einfacher können sie es sich machen.

    Heute Nacht hat sich auf der Weide hinter unserem Haus eine Kuh die Seele aus dem Leib geschrien. Es ist zum Verzweifeln 🙁

  6. elke sagt:

    Warum kommt „das“ nicht mal im TV anstatt der verblödeten Werbung …..??

    Hier aber auch mal was positives – man sollte die Hoffnung nie aufgeben:
    http://www.animalsaustralia.org/features/faith-in-humanity-restored.php

    Video ansehen…..

  7. Jenny sagt:

    Hallo Bernhard,

    ich bin manchmal sehr froh, in der Großstadt zu leben, denn hier gibt es keine Kühe oder andere „Nutztiere“. Ich habe aber früher relativ ländlich gelebt und als ich ein Kind war, habe ich selbstverständlich auch geglaubt, Kühe geben Milch, weil sie so gezüchtet wurden. Sonst hätten sie doch Kälber, nicht wahr?
    Ich habe einmal den Bauer zu den Kühen auf der Weide bei uns gefragt, ob das „Milch- oder Fleischkühe“ seien (alleine diese Kategorisierung! Tut mir Leid, ich habe früher nicht anders über Tiere gedacht als andere Menschen) und ich war erleichtert zu hören, dass sie Milchkühe sind. Denn mit einer Freundin zusammen haben wir die Kühe gestriegelt und uns an ihnen angelehnt, als es uns irgendwann gelungen ist, ihnen die Scheu vor uns zu nehmen. Und wir dachten also: wenn sie Milchkühe sind, dann werden sie nicht getötet. Wir wollten ja nicht, dass ihnen jemand etwas antut.

    Du weißt, was Sache ist, ich weiß es inzwischen auch, und deshalb können wir uns am Anblick von Kühen und an ihrem „Muh“ nicht erfreuen, im Gegenteil. Ich kann nachvollziehen, wie die nächtlichen Rufe der Kuh für dich sein müssen.

    Da wir gerade bei unsäglicher, die Wirklichkeit völlig verklärender Werbung sind:
    Mir fällt da auch die aktuelle Mc Donalds-Werbung ein! Das Fleisch kommt von deutschen Kühen, ja und deshalb werden sie glücklich auf eine Weide gezeigt!?! Weil hier in Deutschland heile Welt ist, oder wie? Und natürlich fehlt dieser Zwischenschritt zwischen Kühen auf der Weide und Frikadelle, das Abtransportieren und Töten, natürlich völlig.
    Naja, Werbung ist halt nicht Aufklärung, sondern Verschleierung. Für Aufklärung müssen dann wohl Tierrechtsorganisationen sorgen.

  8. Bernhard sagt:

    Sie hat auch heute Nacht geschrien, die dritte Nacht in Folge…

    Ich habe selbst 12 Jahre in Berlin gewohnt. Wenn man eine echte Kuh sehen wollte, musste man entweder ins Umland fahren, bzw. (vor der Maueröffnung) zum Ökomarkt der Domäne Dahlem oder zur Grünen Woche. Mindestens letztere ist ja in fester Hand der Landwirtschaftslobby, da erfährt niemand was von den schlimmen Dingen, die in der Nutztierhaltung vorgehen.

    Ich stamme vom Land und ich bin erst seit knapp eineinhalb Jahren Veganer. In den 25 Jahren davor, die ich Vegetarier war (und erst recht in den Jahren davor) habe ich mir keine Gedanken über das Schicksal der Milchkühe gemacht, und Veganer waren für mich genauso extrem, wie ich es jetzt für die anderen bin. Deshalb ist es ja so wichtig, den Leuten die Wahrheit immer wieder unter die Nase zu halten, und zwar sachlich und ruhig. Wenn wir sie anbrüllen, schalten sie ab, das hätte ich auch getan. Wenn man Menschen zum Nachdenken bringen will, erreicht man das nicht, indem man sie angreift. Nichts ist überzeugender als das persönliche Vorbild, gepaart mit der Wahrheit. Aber wem sag ich das…

    Was du beschreibst über Verklärung und Verschleierung ist Teil des karnisitischen System, in dem wir leben. Es ist ein bisschen wie bei Matrix oder diesem Film, dessen Name ich vergessen habe, wo ein Arbeiter ein Brille findet, und jedesmal wenn er sie aufsetzt, sieht er, was wirklich im Fernseher und auf den Werbeplakaten steht: Gehorche! Konsumiere! usw.

  9. Jenny sagt:

    Der Film heißt „Sie leben!“ Ja, so in etwa ist es. Und es ist so traurig, wenn die Familie und Freunde weiter gehorchen und man ihnen zusehen muss, wie sich krank konsumieren und auch ihre Kinder mit dem Dreck füttern und nichts davon hören wollen, dass sie etwas ändern müssen. Ganz egal, wie man mit ihnen zu reden versucht. Die Gewohnheiten werden über das Wohl der eigenen Kinder gestellt!

  10. Cornelia sagt:

    Menschen sagen:
    Kalb, statt Kuhbaby
    Färse, statt Kuhmädchen
    abkalben, statt gebären
    Schlachvieh, statt von uns brutal getötete Lebewesen.
    Das bringt Abstand, legitimiert.
    Bernhard, du hast recht! Nicht verurteilen, sondern AUFKLÄREN. Immer wieder! Emotionslos, am besten „wissenschaftlich“ begründet, gegen die eigene Hilfosigkeit, Wut, Verzweiflung!
    Ich hatte auch keine Ahnung.

  11. Luna sagt:

    Wenn ich das hier so lese,oh je…
    Ihr habt damit so recht und sprecht mir aus der Seele.
    Manchmal macht es mir wirklich keinen Spass,keine Freude mehr auf dieser Welt zu leben.
    Manchmal frage ich mich,was das alles noch soll.
    Und was das für fremde Wesen um mich herum sind,oder bin ich das fremde Wesen?
    Manchmal habe ich so viel Kraft in mir und Trotz,dass ich mir sage,jetzt erst recht.
    Und manchmal,wenn ich dann wieder und wieder höre oder lesen muß,mit welcher lebewesenverachtenden Art und Weise miteinander umgegangen wird,dann weiß ich gar nichts mehr.
    Manchmal denke ich,dass es eine boshafte Laune der Natur war,mich in diese Welt hinein zu schicken.
    Ich lese hier und fühle mich getröstet und bestätigt,aber es bleibt ein langer und oft auch einsamer Weg.
    Wenn man diesen Weg eingeschlagen hat,öffnen sich so viele Türen,man sieht Dinge,die andere gar nicht wahr nehmen.Aber man leidet auch oft sehr unter diesen „Dingen“.
    Und manchmal ist es auch sehr schwer sachlich zu bleiben,aber das kennen wir alle ja nur zu gut.

  12. Bernhard sagt:

    Luna, jedes einzelne Wort dessen, was du geschrieben hast, könnte ich genauso schreiben, wenn ich von mir spräche. Exakt genau so!

  13. Mira sagt:

    Liebe Luna,

    wohnst du arg dezentral, sprich: gibt es in deiner Nähe keine Vegan-Gruppe oder einen Vegan-Stammtisch? Solche Netzwerke helfen durchaus gegen die Verzweiflung und das Allein-gegen-alle-Gefühl…

    800.000 Veganer nach neuesten Schätzungen des VEBU lassen aber doch hoffen. Und es werden täglich mehr, denen die Tiere nicht mehr egal sind 🙂 Denk an solche positiven Meldungen, wenn dich mal wieder die Verzweiflung packt.

    Mit irgendjemandes Boshaftigkeit hat deine Existenz hier sicher auch nichts zu tun. Du hast eine Stimme und du kannst sie nutzen. Das ist doch schon eine ganze Menge. Und du hast dieses Leben – erfreu dich an dem Schönen, das es trotz allem zu bieten hat und lass dich von dem Hässlichen, das es fraglos auch bereithält, nicht kaputtmachen.

  14. Nele sagt:

    Ein Tiertransport auf der Autobahn,
    das Werbeplakat mit „glücklichen“ Kühen,
    die neu erteilte Genehmigung zum Betreiben einer Mastanlage…und der Tag ist rabenschwarz!
    Wenn meine Familie in der Küche Schnitzel brät, kommt mir das Kotzen.
    Wenn meine beste Freundin zum Essen einlädt und im Restaurant Kalbsragout bestellt, möchte ich abhauen.

    Bernhard, Luna, es hilft nichts. Weitermachen für Gisela und all die anderen. Sie hatten keine Chance, wir schon!

  15. Cornelia sagt:

    Ich hatte hier bereits von der Demo vor kurzem in Dresden berichtet. Eine Demo gegen Massentierhaltung.
    Es war beeindruckend, wie viele Kinder – mit selbstgebastelten Plakaten – unter den Demonstranten waren. So viele junge Familien. Das hat mich total froh gestimmt. Wie Mira sagt: Es ist vielen Menschen nicht mehr egal, was mit den Tieren passiert. Und die Kinder sind unsere Hoffnung.

  16. Kgabi sagt:

    Mir geht´s wie Luna,

    – liebe Grüße

  17. Luna sagt:

    Lieber Bernhard,liebe Mira,Nele und Kgabi,
    habt herzlichen Dank für Eure Worte und Euren Zuspruch.
    Mira,Du hast recht:Eigentlich ist das Leben schön und man sollte sich ohne Frage mehr an dem Positiven orientieren.
    Da liegt noch ein weiter Weg vor mir,aber er lohnt sich ganz sicher :).

  18. Karsten sagt:

    „Manchmal macht es mir wirklich keinen Spass,keine Freude mehr auf dieser Welt zu leben.
    Manchmal frage ich mich,was das alles noch soll.“
    Das habe ich auch schon einige Male gedacht. Weil ich mich in meiner Freizeit mit Wahrheitssuche beschäftige und etwas mehr über deutsche Geschichte gelesen habe als die meisten das tun. Und das kann einen wirklich deprimieren. Und weil das hier eine Landwirtschaftsseite ist, die Bauernkriege sind eigentlich bis heute nie beendet worden. Kann das aber aus Platzgründen nicht erklären, obwohl, schaut einfach genau hin.
    Aber – das hier: https://www.youtube.com/watch?v=5tdJeJqr8_4
    Das macht doch alles wieder gut? Man muß doch den Kühen einfach mal nur zusehen. Ich bin für min. 100 klicks der Butenlandvideos verantwortlich, besonders jene mit den Kühen. Das verlinkte ist mein Favorit.
    Wie liebevoll die Trine nach dem kleinen Huhn schaut und man sieht, das sie mit Hingabe und Anteilnahme zuschaut und hofft, das es ihm gut geht…
    Kühe haben irgendwas an sich, kann man nicht erklären. Aber jedenfalls etwas beruhigendes friedliches. Die meisten…

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